Die Liebe des Ulanen 2 Napoleons letzte Liebe by Karl May

Die Liebe des Ulanen 2 Napoleons letzte Liebe by Karl May

Autor:Karl May
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand


11. Kapitel

Zwischen den zwei Karawanenwegen, welche westlich von Uinasch nach El Baadsch und östlich von Tahir Rafsa nach Um el Thiur gehen, liegt eine Ebene, welche sich lang von Norden nach Süden erstreckt. Ihr nördlicher Teil wird vom Wadi Dscheddi und ihr südlicher vom Wadi Itel durchzogen, ein sicherer Beweis, dass es diesem Teile der Wüste nicht ganz an Wasser und Feuchtigkeit fehlt.

Um el Thiur heißt zu Deutsch Mutter der Vögel, und wo es Vögel gibt, da muss es auch Baum oder Strauch geben, und in der Tat ist diese Gegend auch mehr Weideland als Wüste. Hier hatte sich der Teil der Beni Hassan, welcher unter dem bereits genannten Scheik Menalek stand, für einige Zeit niedergelassen, um seine Herden weiden zu lassen.

Die Ebene war mit einem zwar nicht reichen aber doch zulänglichen Grün bedeckt, von welchem die weißen Zelte der Beduinen angenehm abstachen. Pferde sprangen hin und her; Rinder grasten, indem sie sich in ruhigem Schritte vorwärts bewegten, und Kamele und Schafe lagen, mit Wiederkäuen beschäftigt, an der Erde. Dabei standen die Hirten, um aufzupassen, dass keines dieser Tiere sich in die Weite verlaufe. In der Nähe der Zelte jagten die Beduinen hin und her, um ihren jungen Pferden die berühmte arabische Schule beizubringen. Andere lagen, ihre Pfeife rauchend, in oder vor und zwischen den Zelten, um dem geschäftigen Treiben ihrer Frauen und Töchter zuzusehen, welche unverschleiert ab und zu gingen. Der Beduine zwingt das weibliche Geschlecht nicht, wie der Städtebewohner, das Gesicht, den edelsten Teil des menschlichen Körpers, unter der neidischen Hülle zu verbergen.

Im Westen, vom Wadi Fahama her, welches sich bei el Baadsch mit dem Wadi Itel vereinigt, kam ein Reiter geritten.

Sein Pferd musste einen weiten Weg zurückgelegt haben, denn es zeigte sich so ermüdet, dass es ihm schwer hielt, ihm einen kurzen Trab abzugewinnen. Er war ein noch junger Mann von wenig über zwanzig Jahren, und nur ein kurzer, weicher Flaum bedeckte seine Oberlippe. Er trug den weißen Burnus der Beduinen, und sein Kopf war gegen die Strahlen der Sonne durch ein buntes Tuch geschützt, welches er malerisch um denselben geschlungen hatte. Auch das Sattel- und Riemenzeug war arabisch, aber seine Waffen schienen nicht die hier gewöhnlichen zu sein.

Er hatte nämlich eine doppelläufige Büchse quer vor sich liegen, und aus den Satteltaschen guckten die Kolben von zwei Pistolen hervor, welche man bei näherer Betrachtung als echte Kuchenreutersche erkannt hätte.

Dennoch war dieser junge Mann kein Europäer, sondern ein Beduine. Das sah man schon dem freudeglänzenden Blicke an, welchen er auf die sich vor ihm entfaltende Scenerie warf. Es war der Blick eines Menschen, welcher, heimkehrend nach langer Zeit, den schmerzlich entbehrten Anblick genießt, welchen er seit frühester Kindheit gewohnt war.

Die Hirten hatten ihn schon von Weitem beobachtet. Jetzt zwang er sein Pferd, die letzten Kräfte an einen Galopp zu setzen; dann parierte er es vor dem Hirten, welcher am entferntesten von dem Duar oder Zeltdorfe stand.

»Mubarak – Dein Tag sei gesegnet!«, sagte er.

»Neharak saaide – Dein Tag sei beglückt!«, antwortete der Hirte.

Aber als er das Gesicht des Ankömmlings



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